Geschichte der Zoologischen Sammlung

Die Zoologische Sammlung der Universität Rostock wurde von dem Orientalisten Professor Dr. Oluf Gerhard TYCHSEN (tätig 1789-1815) unter Integration älterer Stücke im Jahre 1775 gegründet, zunächst in Bützow, nach Antritt seines Amtes als Kurator der ebenfalls von ihm gegründeten Universitätsbibliothek daselbst. Nach der Wiedervereinigung der herzoglichen Akademie mit der Universität Rostock 1789 wurde das fachübergreifende „Akademische Museum“ zunächst im Weißen Kolleg untergebracht. Die Bestände siedelten 1844 nach Übernahme der Reste der großherzoglichen Sammlung aus Ludwigslust und Schwerin über in das “Neue Museum” (heute Teil des Universitäts-Hauptgebäudes), schließlich in Etappen ab 1880 in das Gebäude des ehemaligen Reichskammergerichts von 1840 am Universitätsplatz 2. Dort befindet sich bis heute ein großer Teil als Schaumagazin in den historischen Glasschränken und bildet als „Museum im Museum“ ein Dokument für die Unterbringung und Ausstellung von Naturgegenständen gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Verluste nach dem 2. Weltkrieg, nicht zuletzt durch mehrfachen Abzug von besonders wertvollen Stücken nach Berlin, wurden durch Aufsammlungen von Meeres- und Fischereibiologen der DDR und seit 1995 durch breit gefächertes Sammeln der Mitarbeiter und Studenten der Zoologie sowie durch Zuerwerb kleinerer Teilsammlungen ausgeglichen und sogar übertroffen.

Die Sammlung war im 18. und 19. Jahrhundert Anlass, Rückgrat und Garant für Gründung und Bestehen des Faches Zoologie an der Universität Rostock und wurde von vielen damals überregional bedeutenden Professoren ausgebaut und genutzt. Hervorzuheben sind: H. F. LINK (tätig in Rostock 1792-1811), ein Universaltalent, Erstbeschreiber zahlreicher Arten aus der Zoologischen Sammlung, Begründer der Lichenologie, namhafter Chemiker und Mitbegründer naturhistorischer und patriotischer Gesellschaften. H. F. STANNIUS (tätig 1837-1862), Insektenkenner, Arzt, Anatom und Zootom war ein Leuchtturm der damals blühenden Vergleichenden Anatomie. Nach ihm heißen heute noch anatomische Strukturen. Der früh verstorbene K. BERGMANN (tätig 1863-1865) ist unvergesslich durch die „Bergmannsche Regel“ in der Ökologie. Überwiegend Botaniker war J. A. C. ROEPER (tätig 1836-1879), der aber auch Zoologie las und sich Verdienste durch die Übernahme der Reste der großherzoglichen Sammlung erwarb. Ein eigenständiges Zoologisches Institut erhielt als erster im Jahre 1871 F. E. SCHULZE (tätig 1865-1873), der nach seinen Verdiensten in Rostock Rufen nach Graz und Berlin folgen konnte. A. GOETTE (tätig 1882-1886) war Osteologe und ein Pionier der Entwicklungsbiologie. M. BRAUN (tätig 1886-1891), vielseitiger Parasitologe und Angewandter Zoologe gründete später in Königsberg den dortigen Zoo. F. BLOCHMANN (tätig 1891-1898) ein Begründer der Protozoologie konnte in Tübingen eine bis heute fortwirkende Tradition einleiten. H. SPEMANN (tätig 1908-1914) wurde zum Bahn brechenden Entwicklungsbiologen und erhielt später (1935) für seine Arbeiten den Nobelpreis. Ebenso (1973) K. V. FRISCH (tätig 1921-1923), der in Rostock sein Manuskript für „Die Sprache der Bienen“ zusammenschrieb. K. FRIEDERICHS (tätig 1919-1942), Extraordinarius, gründete als Tropenbiologe in Rostock 1927 das erste entomologische Institut („Seminar“) in Deutschland. Die Reihe der insgesamt 23 Ordinarien und 3 Extraordinarien könnte fortgesetzt werden. Viele verließen schon nach wenigen Jahren Rostock, weil sie sich hier einen Namen gemacht hatten, einem Ruf an andere Universitäten folgten, dem das schon immer arme Land Mecklenburg nichts entgegenzusetzen hatte und somit dieser Kapazitäten verlustig ging.